Lehrgangsbetrieb

Gruppenführer-Lehrgang mit neuem Konzept

In der Gruppenführer-Ausbildung (F3) setzt die LFS seit Anfang 2023 ein neues digitales Konzept um.

Feuerwehrangehörige bei einer Übung

Seit Beginn des Jahres 2023 setzt die Landesfeuerwehrschule (LFS) in der Gruppenführer-Ausbildung (F3) ein neues digitales Konzept um. Mit diesem Programm ist es möglich, den hohen Bedarf der Feuerwehren an Führungskräften zu decken und gleichzeitig die Erfahrungen aus der Pandemiezeit und die daraus resultierenden positiven Ergebnisse der Evaluation einfließen zu lassen. „Der aktuell gemeldete Bedarf übersteigt die Kapazitäten der LFS. Das liegt zum einen daran, dass erfreulicherweise immer mehr ehrenamtliche Feuerwehrangehörige bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen. Es liegt aber auch daran, dass die Zeit, in der sie eine Führungsaufgabe begleiten, durchaus kürzer ist, als das früher der Fall war“, betont der Leiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg Frieder Lieb. „Bislang kamen angehende Gruppenführerinnen und Gruppenführer für zwei Präsenzwochen nach Bruchsal. Mit diesem Konzept standen maximal 900 Lehrgangsplätze pro Jahr zur Verfügung. Mit der Neuausrichtung können wir die Rekordzahl 1.200 Gruppenführerinnen und Gruppenführer ausbilden“, so Lieb weiter. Der Lehrgang gliedert sich seit Jahresbeginn in eine Online-Phase mit ausgeprägtem Selbstlernteil und eine Praxisphase in Präsenz an der LFS in Bruchsal. Beide Phasen dauern je eine Woche.

Auf das Jahr verteilt bietet die LFS vier Online-Wochen an, d.h. pro Quartal gibt es einen Abschnitt, bei dem die LFS bis zu 500 Teilnehmende gleichzeitig über eine digitale Lernplattform schulen kann. Lerninhalte sind dabei die Themen Brennen und Löschen, Einsatztaktik Brand beziehungsweise technische Hilfeleistung, Ausbilden, Führen, ABC und Zivilschutz, Baukunde, Vorbeugender Brandschutz und Recht. Bei der Planung war den Verantwortlichen ganz wichtig, dass die Erfahrungen der Online-Lehrgänge während der Lockdowns in der Corona-Pandemie in diesen Theorie-Block eingeflossen sind. Auf diese Weise wird eine optimale Vorbereitung auf den Praxis- und Prüfungsteil gewährleistet. Trotz allem ist die Mitarbeit und ein Selbstlernen der Teilnehmenden in der Zeit zwischen dem Theorie- und dem Praxisblock unumgänglich. Hierfür erhalten die Teilnehmenden über die Lernplattform Aufgabenstellungen, die sie für sich in ihren Wehren aufarbeiten.

Zur Präsenzphase kommen die Absolventinnen und Absolventen der Online-Woche von Montag bis Freitag nach Bruchsal. Pro Quartal sind dabei je fünf Praxisphasen mit einer Dauer von jeweils einer Woche eingeplant. Je nach den zur Verfügung stehenden Ressourcen sind 55 bis 66 Teilnehmende gleichzeitig an der LFS untergebracht, um sich bei praktischen Übungen in der Gruppe mit Fahrzeugen und Geräten auf die ebenfalls praktische Prüfung vorzubereiten. Außerdem gibt es zwei Repetitorien der Inhalte aus der Online-Phase, damit sich die angehenden Gruppenführerinnen und Gruppenführer auf die theoretische Prüfung vorbereiten können. Diese legen die Teilnehmenden ebenfalls am Ende der Präsenz-Woche an der LFS ab. Auch hier gibt es Neuerungen: Die theoretische Prüfung wird elektronisch mit Hilfe von Tablet-PCs durchgeführt. „Im Januar haben wir die erste Online-Woche angeboten. Im Anschluss waren dann die Teilnehmenden dieses Theorieblocks wochenweise an der LFS, um die praktische Ausbildung zu absolvieren und ihre Prüfungen abzulegen“, erläutert Ausbilder Christian Schwarz, der zusammen mit Patrick Graf an der LFS für die Organisation des neuen F3-Formats verantwortlich ist. „Nach dem ersten Online-Block im Januar und den darauffolgenden einzelnen Präsenz-Wochen ist die Resonanz sowohl von den Teilnehmenden als auch den Ausbildungskräften der LFS größtenteils positiv. Gleichzeitig nutzen wir mögliche Kritik, um das neue Format weiter zu verbessern“, so Graf. Anfang Mai fand zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Online-Woche statt und es folgen nun bis zum Sommer die einzelnen Präsenzwochen an der LFS.

Doch diese Neuaufteilung des F3-Lehrgangs allein reicht nicht aus, um den von einigen Städten und Gemeinden gemeldeten hohen Bedarf zu decken. Da aus diesem Grund die Zahl der landesweit zugeteilten Lehrgangsplätze nicht ausreicht, geht die LFS mit einzelnen Landkreisen neue Wege. So übernahm beispielsweise die Feuerwehr Ulm in Kooperation mit der Feuerwehr Esslingen im Auftrag der LFS die Ausbildung von neuen Gruppenführerinnen und Gruppenführern. Innerhalb von drei Wochen haben dabei hauptamtliche Mitarbeitende der Feuerwehren Ulm und Esslingen sowie ehrenamtliche Kräfte, die aufgrund ihrer beruflichen Bildung über „Spezialwissen“, wie z.B. in den Themen Recht oder Vorbeugender Brandschutz verfügen, am Standort Ulm 19 Teilnehmende an mehreren Abenden und ganztags am Wochenende ausgebildet. „Neben Theorieunterricht und Planübungen gab es 81 praktische Einsatzübungen mit 41 unterschiedlichen Einsatzszenarien auf einem Schulungsgelände für Hilfsorganisationen in Amstetten. In einer praktischen und schriftlichen Prüfung konnten alle Teilnehmenden gute Leistungen erzielen und das Feedback zu diesem "Pilotlehrgang" fiel durchweg positiv aus“, resümiert der Ausbildungsleiter der Feuerwehr Ulm Andreas Hörmann. Das Pendant dazu fand mit 18 Teilnehmenden in Esslingen statt, wo Dieter Hausmann Ansprechpartner für die LFS ist. Landesweit gibt oder gab es 2023 noch fünf weitere solcher Pilotlehrgänge in den Landkreisen Alb-Donau, Ludwigsburg, Reutlingen, Tübingen und Esslingen.

Bereits 2022 boten der Landkreis Tübingen und der Enzkreis in enger Abstimmung mit der LFS Lehrgänge in diesem Format an. „Nach der Premiere im vergangenen Herbst, haben wir im März bereits den zweiten F3-Lehrgang auf Landkreisebene erfolgreich beenden können. Für alle Beteiligte waren das zwei rundum gelungene Fortbildungen. Die Kooperation mit der LFS hat sehr gut funktioniert, wofür ich mich herzlich bedanke. Mein Dank gilt auch den örtlichen Ausbildungskräften, die mit viel Engagement dieses Projekt möglich gemacht haben“, sagt Michael Oser, bis Ende 2022 Kommandant der Feuerwehr Tübingen.

Auch LFS-Leiter Lieb lobt die gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Landkreisen: „Wir sind für die Unterstützung sehr dankbar. Bis die Erweiterung der LFS umgesetzt ist, hilft das neue Lernformat, den erhöhten Bedarf zu decken. Die F3-Ausbildung in enger Kooperation mit den Landkreisen hat sich bewährt."

Die LFS wird das ganze Jahr über die Rückmeldungen sammeln und das neue Ausbildungsformat genau evaluieren. Ziel ist es, den ausgezeichneten Standard der F3-Ausbildung im Land zu garantieren und gleichzeitig den enormen Bedarf an neuen Führungskräften zu decken.